Das Leben ist ein ständiger Wandel, kein Moment gleicht dem anderen. In diesem unaufhörlichen Fluss begegnen wir immer wieder unserer emotionalen Verletzlichkeit. Wir sind – wie alle Lebewesen– als fühlende Wesen geboren. Fühlen bedeutet, Empfindungen und Emotionen zu erleben. Diese Fähigkeit ist ein kostbares Geschenk und eine tiefgreifende Stärke.
Doch der Umgang mit unseren Gefühlen ist oft herausfordernd und verwirrend. Das Ego oder der Verstand mischt sich oft ein und diktiert seine Präferenzen und bestimmt was erlebt und was vermieden werden soll. Der Widerstand gegen den natürlichen Fluss des Lebens und das ständige Kommen und Gehen von Menschen, Dingen und Umstände führt oft zu inneren Konflikten und Herausforderungen.
Das Bedürfnis des Verstandes, festzuhalten und zu kontrollieren, entsteht oft aus tiefen Wunden des Mangels und der Illusion, dass etwas Äußeres die empfundene Trennung von unserem inneren Kern heilen könnte. Der Glaube, dass wir durch äußere Dinge ein inneres Defizit füllen können, führt zu einer Abhängigkeit von der äußeren Welt. Diese Abhängigkeit blockiert jedoch unseren natürlichen Fluss, hindert unser Wachstum und bringt uns aus der Harmonie mit der sich ständig wandelnden Natur des Lebens.
Loslassen neu verstehen
Unsere Perspektive auf das "Loslassen" zu verändern, kann die Erfahrung tiefgreifend verändern, besonders wenn wir uns von Menschen, Beziehungen oder Situationen trennen müssen. Was wäre, wenn Loslassen nicht bedeutet, etwas Äußeres aufzugeben, sondern die Bindung und die Bedeutung, die wir ihm gegeben haben, zu lösen? Was, wenn Loslassen uns dazu einlädt, die Essenz dessen, was wir vermissen, in uns selbst wiederzufinden?
Oft verschmelzen die Bedeutungen, die wir Dingen oder Menschen zuschreiben, mit unserem Selbstbild, was das Loslassen sehr schwer macht. Wenn wir jedoch lernen, uns selbst mit etwas Abstand zu betrachten, im Hier und Jetzt zu bleiben und das anzunehmen, was ist, befreien wir uns aus dem Griff vergangener Erinnerungen. Diese tragen wir jedoch mit Dankbarkeit in unserem Herzen und bleiben gleichzeitig offen und vertrauensvoll gegenüber dem, was die Zukunft für uns bereithält. So können wir, verankert in unserer eigenen Stärke und Ganzheit, erkennen, dass nichts jemals wirklich verloren ist und dass wir vollständig sind.
Die emotionale Reise der Hingabe
Hingabe bedeutet nicht, dass wir unser Menschsein verneinen oder Emotionen wie Trauer, Traurigkeit, Schmerz oder das Gefühl der Leere unterdrücken, das mit dem Verlust von geliebten Menschen, Beziehungen, Haustieren oder sogar liebgewonnenen Dingen einhergeht. Stattdessen lernen wir, diese Gefühle mit Mitgefühl zu betrachten, sie zu spüren und sie immer wieder zu integrieren und zu transformieren – so oft es nötig ist.
Dieser Prozess von Trauer und Akzeptanz schafft Raum für Heilung, inneren Frieden und eine tiefere Verbindung zu der Ganzheit, die immer schon in uns war.
Die Vergänglichkeit des Lebens annehmen
Wenn wir auf einer tieferen Ebene begreifen, dass das Leben ein ständiges Zusammenspiel von Menschen, Ereignissen und Erfahrungen ist – alles davon vergänglich –, können wir beginnen, im Einklang mit dem Rhythmus des Lebens zu fließen. Indem wir die universellen Gesetze der Existenz anerkennen, erkennen wir, dass nichts von Dauer ist, doch die Essenz aller Dinge im Ozean der Einheit weiterbesteht – ein Symbol für die Verbundenheit und Einheit allen Lebens.
Durch Hingabe entdecken wir wahre Freiheit, dauerhaften Frieden und vor allem die Ganzheit in uns selbst.
Weisheit aus der Natur
Die Natur ist unsere grösste Lehrerin. Sie verkörpert auf wundervolle Weise die Zyklen des Lebens: den Wind, den Regen, sprießende Samen, blühende Blumen, reife Früchte, Tag und Nacht und den Wechsel der Jahreszeiten. Doch die Natur klammert sich nie an einen dieser Zustände.
Ihre tiefe Weisheit erinnert uns daran, dass sie alles, was sie braucht, in sich selbst trägt und harmonisch mit allem Leben koexistiert. Sie passt sich anmutig dem Wandel an und gedeiht im zyklischen, veränderlichen Fluss der Existenz.
Die Natur lehrt uns, dass jede Veränderung für das Wachstum unerlässlich ist. Jeder „Tod“ ist kein Ende, sondern ein neuer Anfang – eine Wiedergeburt zu etwas Neuem. Dieser mühelose Fluss vollzieht sich ohne Widerstand und bietet uns eine tiefgreifende Lektion darin, uns den immer währenden Zyklen des Lebens hinzugeben.
Der ewige Fluss des Seins
In den Zyklen der Natur finden wir die Gewissheit, dass nichts jemals wirklich verloren ist. Alles wandelt sich und setzt seine Reise im unendlichen Fluss der Existenz fort. Die stetige Entwicklung des Lebens lehrt uns, dass jedes Ende in Wahrheit der Beginn von etwas Neuem ist.